Donnerstag, 27. September 2012

Tag2 Voller Ernst!

Kennt ihr das, dieses Auf und Ab? Furchtbar ist das.. objektiv betrachtet geht es mir gut. Viele Dinge in meinem Leben laufen, funktionieren und dann kommt ein simpler Konflikt und ich bin am Boden. Manchmal bin ich so unglaublich dünnhäutig und wenn so ein Moment ist, tut es einfach gut, fliehen zu können. Meist fliehe ich zu meinen Eltern und verbringe dort einen Abend, eine Nacht oder gar mehrere Tage. Ich genieße es, dort fernab von allen Problemen und Konfrontationen zu sein und einzutauchen in Gedankenwelten, die in meinem jetzigen Leben keinen Platz mehr haben.
Hier bei meinen Eltern, dort habe ich die Essstörung gelebt. Klar, ich bin immer noch essgestört und das lebe ich teilweise auch in meiner neuen Wohnung arg aus. Aber es ist anders. Ich bin nicht mehr bereit, mein ganzes Leben der Essstörung zu unterwerfen. Sie gehört zweifellos zu mir. Der Wunsch, dünn zu sein, wird ewig präsent sein. Aber je näher ich meinem Ziel komme, desto schwächer wird er. Gute Tage möchte ich haben. Schöne Tage möchte ich haben. Überfressen geht nicht. Übelkeit und 3000 Kalorien, Fressanfälle und mit Kugelbauch leben müssen geht nicht. Die Bulimie ist wieder immer mehr ein Ventil und ein Gedankenkiller. Aber ich kämpfe dagegen an, das habe ich schonmal geschafft.
Jedenfalls hier bei meinen Eltern sind all diese alten Gedanken wieder da. Ich kann sie sehen und wahrnehmen und fast greifen. Diese unsagbar vielen Morgende, die ich um sieben aufstand um eine Stunde Joggen zu gehen. Danach erschöpft zwei Stunden im Bett liegen blieb, nicht schlief, nicht wach war. Einfach erschöpft darauf wartete, dass meine Familie wach wurde und wir frühstückten. Ein Brötchen, endlos viel Obst und Gemüse dazu. Jedes Wochenende dieses Ritual. Jeden freien Tag dieses Ritual. Ich kann mich bloß an wenige Ausnahmen erinnern, die an einer Hand abzählbar sind. Ich habe mich selbst in Ketten gelegt, war kaum spät weg, selbst am Wochenende. Ich aß größtenteils Gemüse und Obst und füllte restliche erlaubte Kalorien mit Süßigkeiten auf, dessen Verzehr ich regelrecht zelebrierte. Selten waren die Tage, an denen ich sorglos aß. Ironischerweise waren viele dieser sorglosen Tage in den Zeiten, in denen ich ganz wenig wog. Ich wollte damals meinen Puffer nutzen und schauen, wieviel ich essen konnte, ohne zuzunehmen. Ich konnte tatsächlich viel essen, ich machte ja viel Sport. Jedoch verlor ich irgendwann die Kontrolle, überschätze mich und begann zu erbrechen.
Die schlimmsten Monate folgten. Ebenfalls hier, bei meinen Eltern. Ich erbrach anfangs im Bad, was jedoch schnell auffällig wurde. Danach in einen Eimer in meinem Zimmer. Dann in Plastiktüten und schließlich in Tuppadosen, welche ich dann in der Toilette leerte. Bis heute hat es noch keine Menschenseele mitbekommen.
Und nun sitzte ich hier. Wiege wieder 50 Kilo, bin wieder dünn. Bin so nah an dem richtig dünn sein. An dem Zustand, in dem ich früher war. Ich bin 21 und habe fast den gleichen Körper. Ich habe nicht mehr so viele Muskeln wie früher, da ich keinen Sport mehr mache. Ich mag meinen Körper ohne Muskeln lieber.
Nun, zurück ins hier und jetzt. Mir geht es jetzt etwas besser, der Konflikt stellt sich nun als regelrecht harmlos heraus. Ich schaffe das. Genauso wie das Abnehmen. Eben, als ich mich so hilflos, verlassen und einsam vorkam, hatte ich kurz den Drang, mich vollzustopfen. Aber dann erinnerte ich mich daran, mit was das alles verbunden wäre. Was es für Konsequenzen hätte. Dass ich nichtmal wirklich Apetitt hätte. Und ich ließ es. Ich möchte es nicht mehr. Ich möchte doch einen gesunden Körper, so gesund es eben geht mit diesem Gewicht. Ausreichend essen, satt sein. Und trotzdem nach und nach ein wenig abnehmen. Das geht, das weiß ich. Ich bin kein Hungermensch. Ich schaffe das.
In den nächsten Tagen und Wochen steht viel an, wodurch ich zwansläufig die Kontrolle über das essen nicht in der Hand haben werde. Ich hoffe, dass es mir helfen wird. Ich mag einfach bloß erstmal wieder normaler essen.. die letzten Tage liefen schon recht gut. So kann es weiter gehen. Wenn ich 15 Tage geschafft habe, schaffe ich die 24 locker. Das ist erstmal mein Ziel. Und erstmal wieder auf 49 zu kommen in dieser Zeit. Nicht mehr, das ist mein Ziel. Ein Kilo. Ohne Druck, ohne Stress. Und danach dann die 48 sehen. Ich bin dünn, jetzt schon. Aber da geht noch was..

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