Mittwoch, 28. Oktober 2015

Mehr Gedanken

Und wieder verliefen die letzten Tage wie in dem letzten Eintrag beschrieben. Bulimie Tag 1, Bulimie Tag 2 und heute endlich wieder gesund. Morgens viel frisches Obst in Form von Smoothie und ein bisschen so sowie getrocknete Feigen. Und am frühen Abend ein großer Rohkostsalat mit allem möglichen unter anderem ganz viel Mais und Oliven und einer Soße aus rohen Kichererbsen. Dazu ein wenig Brot. Kein Dressing, keine Nüsse oder so. Sowas ist bei mir abends immer ganz gut. Ich kann wirklich eine riesige Schale davon essen, bin dann schön satt und der Bauch voll. Jedoch bläht er sich selten davon auf. Vermutlich weil ich kein Fett bei tue. Mir tut sowas immer sehr gut und bringt mir die ganzen Nährstoffe zurück, die ich davor erbrochen habe. Heute war also (bis auf das Stückchen Brot) ein komplett roher Tag! Find ich super. Noch nährstoffintensiver geht es ja kaum.

Aber ja, wieder mal typisch. Die zwei Tage davor waren dafür umso schlimmer und rauben einem echt jegliche Lebensfreude und heute ist es aber so, als sei nie etwas passiert. Die nächsten Tage werden nun mit Sicherheit auch toll verlaufen, dann werden wieder die Ausgeh Nächte mit extrem wenig Nahrung, dafür aber Alkohol und andere Substanzen kommen. Das Gewicht wird wieder etwas mehr sinken und ich werde mich super fühlen mit meiner Figur. Auf ein neues also. Und dieses Mal möchte ich danach wirklich mal mehr essen. Also essen, ohne zu erbrechen. Wirklich genießen und meinem Körper etwas gutes tun.

Otze Worman hat mir unter meinem letzten Beitrag einen echt interessanten Kommentar hinterlassen. Du findest es okay, dass mein Essverhalten gestört ist? Echt? Aber warum fühlt es sich dann manchmal so an, als würde es einem Steine in den Weg legen? Das Leben sollte doch frei und ungezwungen sein oder nicht? Ich finde es wie gesagt schade, dass solche Sachen immer so kopflastig sind. Ich bin wie ein repariertes Flugzeug. Triebwerke funktionieren wieder, aber irgendwie möchte ich nicht so ganz abheben in den 'normalen' Himmel. Ich zerhau mir immer wieder einen meiner Reifen, wenn ich mal fertig zum abheben bin.

Und Missy, ich zähle bis auf ganz wenige Ausnahmen keine Kalorien und bin auch wirklich schlecht im Schätzen. Meistens überschätze ich die Kaloriendichte. Also keine Ahnung, wieviele Kalorien auf den Bildern sind. Aber ich lebe vegan und in dem einen Burger Bild sind die vagenen Gemüsebällchen vom IKEA, Burger Bun, geröstete Zwiebeln, Tomate und Salat.

Und Christina N, du möchtest selber gesund werden oder? Finde deinen Blog immer auch sehr interessant, weil du ähnlich am kämpfen bist, wie ich. Ja, ich erinnere mich an meine Einstellung zum Essen früher. Ich war etwas über 15, als ich krank wurde. Davor habe ich gerne viel gegessen. Aber dadurch, dass ich eben nicht pausenlos daran dachte, war es im Endeffekt durch mein aktives Leben nicht so viel. Ich erinnere mich sehr gerne an einen Abend. Winter war es, draußen kalt und ich kam nachhause. Es war schön warm drinnen, mit Kerzen und schönem Licht und meine Mama hatte gekocht, aber alle hatten schon gegessen. Sie fragte, ob ich Hunger hätte und ich sagte ja und quasselte gleichzeitig, was alles passiert war. Sie meinte noch, sie hätte Erbsen, Kartoffeln und Nuggets mit Hollandaise gemacht. (Damals war ich noch nicht vegan, aber meist vegetarisch. Waren veggie Nuggets). Jedenfalls weiß ich noch, wie schön es war, als der dampfende Teller vor mir stand und wie köstlich es war und wie zufrieden ich mich danach gefühlt habe. Keinerlei schlechtes Gewissen, kein Kopfkrieg, ob ich zuviel/zuwenig gegessen hätte. Und genau das vermisse ich so sehr. Ich esse gerne. Heute wie damals. Aber das wird mit soviel Angst begleitet. Bei mir zuhause fällt es mir am einfachsten, wenn niemand da ist und ich genug Zeit habe und keine besonderen Essensdates anstehen. Dann kann ich echt so richtig zwanglos essen. Und abends, wenn ich den ganzen Tag fast nichts gegessen habe und irgendwo essen bin. Dann kann ich auch so richtig mit Appetit reinhauen. Aber ansonsten überschatten meine Gedanken immer alles. Wie verläuft der weitere Tag, was werde ich noch essen. War es zuviel/zu wenig. Hätte ich lieber einen Salat essen sollen. Hätte ich eine Scheibe Brot weniger essen sollen. Oder eine Scheibe mehr. Es ist so anstrengend.. Das traurigste ist aber, dass ich ja weiß, dass diese eine Scheibe Brot die welt nicht verändert. Dass ich nicht unsagbar zunehme oder so. Aber diesen Moment auszuhalten ist so anstrengend. Könnte ich das große ganze im blick behalten, hätte ich keine Bulimie. Denn langfristig gesehen ist bulimie einfach der größte quatsch. Langfristig macht Bulimie deinen Körper kaputt und du nimmst leichter ab, wenn du nicht erbrichst. Und vor allem bleibst du gesunder und glücklicher. Ich könnte echt endlos über das Thema schreiben...

Danke an alle, die sich die Zeit nehmen und hier wieder lesen trotz der langen Abwesenheit.




Montag, 26. Oktober 2015

Gedanken zum Gesundwerde

Liebe Bloggergemeinde,
ich habe mich länger nicht mehr gemeldet. Das hatte seinen Grund. Ich wollte Abstand und den habe ich mir genommen. Das alltägliche Lesen und Schreiben von der Essstörung kam mir krank vor. Und ganz ehrlich, das IST es ja auch.
Aber es hilft auch. Und genau deshalb bin ich wieder hier. Mir ist viel Aufgefallen an meiner Essstörung und meinem Leben damit. Nach guten zehn Jahren, die sich mehr oder weniger nonstop jeden Tag, jede Nacht ums Essen drehen, wird es mir so langsam lästig.

Mir ist aufgefallen, dass ich eigentlich glücklich bin. Mit mir, meiner Figur und meinem gesamten Leben. Es klingt vermutlich kitschig, aber ich liebe es sogar. Was mir immer wieder einen Strich durch die Rechnung, ist, dass ich nicht normal essen kann. Dass das Essen viel zu oft zwanghaft ist und einen zu großen Stellenwert spielt.

Es ist ja nichtmal mehr so, dass ich gar nicht essen will. Essen gehen macht mir Spaß, schön kochen auch. Aber ich habe nach wie vor Angst, zuviel zu essen oder habe bereits gegessen, wenn spontane Einladungen eintrudeln.

Allem voran ist aber leider immer noch die Bulimie. Momentan ist es besonders schlimm. Mir fällt es einfach unheimlich schwer, nicht zu fressen und zu kotzen. Ich habe nichtmal Fressanfälle, ich wiege momentan sowenig, wie schon lange nicht mehr. Es ist mehr diese Ventilfunktion, dieses Ausbrechen, was ich so daran liebe. Ja, liebe. Die Bulimie ist meine Droge. Die letzten Wochen habe ich meist 6 von 7 Tagen normal leben können und bin am 7. dann eingebrochen. Manchmal noch am Tag danach. Ich weiß nichtmal, warum. Aber das zieht meine Laune Woche um Woche runter und das ist unheimlich schade. Auch macht es meinem Körper sehr zu schaffen und ich merke, dass so langsam bleibende Schäden an die Oberfläche kommen.

Meine Gedanken dazu: Warum bin ich essgestört? Ich bin sehr dünn, aber nicht unbedingt krankhaft dünn. Ich esse wenig und manchmal arg wenig, aber das gleicht sich meist in den Tagen danach wieder aus. Ich lebe, habe viele Freunde und bin echt glücklich. Aber die Bulimie bringt immer diesen grauen Schleier rein. Und das möchte ich nicht mehr. Kann man nicht irgendwo einen Schalter umlegen und nichtmehr essgestört sein?

Vorhin nach dem Abendessen habe ich kurz überlegt, ob ich mich kurz ruhig einmal hinsetzten und entspannen soll. Sattsein ist schön! Und selbst, wenn man übersatt ist, hackt der Magen das über Nacht klein und am nächsten Tag hat man wieder Hunger. Essen, bis man satt ist. Wo ist da bitte das Problem? Wie dem auch sei, ich wollte mich kurz im Schneidersitz hinsetzen und mich einfach erfreuen, schön Pizza gegessen zu haben und nun satt und zufrieden zu sein. Bei gesunden Menschen, fängt dann das Leben erst an. Bei uns Essgestörten hört es auf. Ganz ganz selten bin ich nach dem Abendessen nochmal unterwegs. Nach dem Abendessen ist der Tag für mich vorbei. Irgendwie macht mich das traurig...

Aber ihr, ihr selbst etwas anderen Menschen vor euren Computern: Was denkt ihr dazu? Ich muss ganz ehrlich sagen, ich könnte mich vom Dünnsein wollen nicht loseisen. Aber ich könnte mich liebedgerne von dem Zwang verabschieden. Wie gesagt, ich esse. Mal mehr, mal weniger. Großteils sehr gesund mit viel Obst und Gemüse, manchmal aber auch einfach worauf ich Bock hab. Das Problem dabei ist aber, dass ich nonstop daran denke und mich damit beschäftige. Und es mir dadurch sehr oft eben im Weg steht. Wenn ich am Wochenende feiern gehe, darf ich (warum auch immer, über die Jahre so angewöhnt) ab dem Frühstück nichts mehr essen. Manchmal verdrück ich dann richtig viel, weil ich ja nichts mehr essen 'darf'. Dinnerdates mit anschließend feiern gibt es bei mir nicht. Und das finde ich schade. Vor allem, weil ich mir besonders in letzter Zeit, in der ich nochmal ein paar Kilo abgenommen habe, denke, dass ich doch eigentlich mal vorm Feiern noch etwas essen könnte. Dann könnte ich besser schlafen, hätte diese mollige Wärme im Bauch und rausstehen tut der Bauch ohnehin nicht mehr. Aber es geht irgendwie nicht.

Und dann stellt sich mir die Frage: Komme ich von der Bulimie weg, wenn ich meinen Kopf durch immerzu zu wenig essen doch angreifbar mache für die Bulimiegedanken? Vermutlich nicht. Will ich gesund werden? Ich würde sagen, ja. Aber zunehmen, das will ich nicht. Wobei ich sagen würde, dass ich nichtmal langfristig zunehmen würde. Aber wer weiß das schon.

Ich weiß nicht, ob das nach meiner langen Abstinenz nun irgendwer lesen wird. Aber ich würde mich sehr freuen, wenn ihr ein paar Gedanken und Erfahrungen dalassen würdet. Ich werde mir auch nochmal meine Gedanken machen. Macht es gut.

das war ein 'Snack'

zum Wachwerden: Obst und Kaffee

48-50 Kilo bei 1,70m momentan