Sonntag, 7. Oktober 2012

Same procedure

Ich fühl mich so ein wenig wie in dem Film "Ewig grüßt das Murmeltier", wo sich ein und der selbe Tag andauernd wiederholt. Es passiert, ich überesse mich, kann das Völlegefühl nicht aushalten und gebe auf. Fange an, richtig zu fressen und übergebe mich. Diese Prozedur dauert lange und wiederholt sich meist noch einmal, weil der Heißhunger einfach immens wird. Jeder, der körperlichen Heißhunger vermischt mit richtigem Hunger kennt, versteht das.
Jedenfalls geht es so los, dass ich mir vornehme, mehr zu essen. Damit ich satt werde, damit meine Haare wieder schön werden. Und auch einfach, weil ich gerne esse und mich lockern möchte. Aber diese Beziehung zu dem Essen, die ist einfach alles andere als locker. Pläne im Kopf, die sich drehen und wenden und durch jeden spontanen Bissen oder Schluck vollkommen neu sortiert werden müssen.. dazu dieser momentane Schwebezustand zwischen Freunden, Sehnsucht nach einer Beziehung, Berufswünschen und einem argen Fernweh.. ich gebe auf. Zu schnell gebe ich auf, weil ich weiß, dass die Bulimie mir hilft. Sie hilft mir seelisch. Aber meinem Körper hilft sie nicht. Sie hilft, dass ich nicht zunehme oder gar abnehme. Aber ansonsten muss ich echt ne ganze Menge schlucken und an guten Tagen wieder ausmerzen, damit mein Körper nicht komplett abbaut. Tue ich das nicht, so wie letztens, fallen schlagartig strähnenweise Haare aus und bröckeln die Nägel förmlich weg. Und man sieht so unglaublich alt aus..
Ich muss essen..
Nein, kein Erbrechen mehr. Gut essen, so wie heute. Auf heute bin ich unglaublich stolz. Aber ich bin nicht stolz darauf, dass der letzte Bulimieanfall noch nicht lang zurückliegt..
Montag geht es erstmal ne Woche Freunde besuchen. Heißt, kaum Kontrolle übers Essen. Keine Bulimie und kein ständige Essmöglichkeit. Meist hilft mir sowas und ich bin wochenlang unglaublich diszipliniert. Mein Ziel in dieser Zeit ist nicht, möglichst viel abzunehmen, sondern, schöne Tage zu haben. Mir schöne Mahlzeiten zu gönnen, abends auch mal etwas Wein. Gesund zu essen. Aber trotzdem nicht zu viel. Kein Geld zum Fenster rausschmeißen. Und wenn ich wieder daheim bin, daran anknüpfen. Mir vorerst die Tage zuballern, um ja nicht in Versuchung zu geraten.
Wieviel ich wiege weiß ich nicht. Aber mehr als 51 Kilo dürften es auf keinen Fall sein. 51 wäre der Worst Case. Es wird wohl eher um die 50 herum sein. Immer noch so eigenartig, wieder in dieser Gewichtsklasse zu sein. Mein Ausflug in die oberen 50er und sogar 60er war zwar verhältnismäßig doch recht kurz. Aber dafür prägend. Nie wieder. Jetzt bin ich wieder dünn, mein BMI sagt Untergewicht und nun sogar anorektisch. Oder, ab 17.5 ist doch schlimmer als Untergewicht oder?
Gott, wie das klingt. Als sei ich stolz drauf. Im Grunde ist es aber so, dass ich einfach nicht anders kann. Mein Körpergefühl war in den letzten Monaten einfach für den Arsch. Und sobald mein Magen ansatzweise voll war, war es die Hölle auf Erden. Ich kann nicht normal sein, es geht nicht. Ich brauche das, das Dünnsein. Ich brauche es mehr als meine Periode, gesunde Haare und Nägel. Als meine Gesundheit.. wie traurig das ist eigentlich.
Aber deshalb: Essen. Je mehr ich essen kann, desto besser. Denn das kann ich nicht mehr. Übelkeit, Völlegefühl, Verdauungsprobleme.. all das hindert mich. Bzw hindert mich die Angst davor. Wie oft lag ich nachts wach, weil ich bis in den abend Fas gehabt hatte, ohne zu erbrechen. Dieser Geschmack im Mund ist so unglaublich ekelhaft.. dieses aufgeschwämmte, fast toxische Gefühl im Körper ist der Horror. Manchmal hatte ich es schon, wenn ich bloß etwas zu viel gegessen habe. Um die 2000 bis 2500 Kalorien, selbst da hab ich schon akute Probleme.
Und das Abnehmen, das kommt dann von ganz allein. Einfach viel Obst und Gemüse, auf den Bauch hören, aktiv leben und dann geht das. Ich bin guter Dinge. Hoffentlich geht es auch ohne feste Regeln. Hoffentlich hilft mir diese Starthilfe nun, diese Woche gezwungene Bulimieabstinenz. Drückt mir die Daumen!

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