Donnerstag, 17. Dezember 2015

Wintergedanken

Erstaunlich, wie dieses graue dunkle Wetter immerzu die gute Laune verschleiern möchte. Das Wetter der letzten Tage hat mich wirklich einfach nur müde werden lassen. Dazu zu wenig Schlaf und perfekt ist diese Mischung aus immer schlechter werdender Laune und Lustlosigkeit bzw Energielosigkeit.

Mit dem Essen läuft es. Ich esse. Wahrscheinlich zu wenig. Aber ich esse. Mahlzeit um Mahlzeit. Manchmal sogar mehr, als ich möchte. Manchmal sogar spontan, sodass in meinem Kopf danach der übelste Krieg herrscht. Ich bin immer noch sehr schwarz weiß, was Essen und Portionen angeht. Aber irgendwie kommt es mir so vor, als würde ich das Essen momentan ganz neu erlernen. Wo war es denn die ganzen letzten Monate? Ich kann mich nur wiederholen, selten habe ich so bewusst gegessen, wie momentan. Auch Heißhunger habe ich komischerweise ganz selten bis garnicht. Momentan merke ich, dass ich besonders in gestressten oder leicht frustrierten Momenten Appetit auf Bulimie habe. So abartig es klingt. Aber sinnlos vollstopfen, erbrechen und wieder an die hintersten Ecken des Gehirns kommen, erscheint dann so verführerisch. Vor etwa zwei Wochen bin ich was das angeht auch leider zweimal eingebrochen und habe mich dem ganzen hingegeben. Das erste Mal konnte ich mich noch stoppen und danach einen schönen Abend haben. Das zweite Mal war ich weniger stark. Seither esse ich wieder normal, ziemlich viel für meine Verhältnisse. Ich zähle keine Kalorien, das habe ich noch nie so wirklich. Zu viel Druck. Zahlen können sowieso die unterschiedlichen Umstände und die verschiedenen Nahrungsmittel schlecht unter einen Hut bringen (meiner Meinung nach). Wenn ich schätzen müsste, würde ich sagen, dass ich etwa 1500 plus minus esse. Manchmal komme ich auch mit Sicherheit an die 2000 ran. Die letzten Morgen war ich ziemlich früh wach, was für mich schon immer problematisch ist, wenn ich frei und keine Pläne habe. Aber es hat funktioniert. Gestern und heute hatte ich sogar Kuchen zum Frühstück und konnte trotzdem nach Hunger den Tag über weiter essen. Als ich dann vorhin heim kam, hatte ich tatsächlich schon wieder Hunger und habe mir einen tollen Salat mit ganz viel Brot gemacht. Habe mir heute ein echt leckeres Brot gekauft und gut ein Drittel ist nach dem Abendessen nun schon weg.

Ich merke auch, wie gut meinem Körper geregeltes und reichhaltiges Essen tut. Ganz oft koche ich abends oder mache einen riesigen Salat, der dann auch mit Kartoffeln, Brot und Avocado/Hülsenfrüchten oder Nüssen gut sättigt. Kein Blähbauch, kein Verdauungsstopp. Das essen tut einfach gut. Auch, wenn es in den letzten Tagen brenzlig wurde und die böse Stimme nach zuviel Kuchen zb wieder laut wurde, konnte ich mich recht gut entspannen. Wenn es dazu kommt, kann ich mich mittlerweile recht gut beruhigen. Ich drehe das Gefühl dann quasi um und sage, dass es doch schön ist, ich nun satt bin, es lecker war und mein Körper die Nahrung gebrauchen kann. Und ich in ein paar Minuten das volle Gefühl auch besser händeln kann. Allerdings funktioniert das nur, weil wie gesagt der Heißhunger weg ist. Ist der Heißhunger da (wie vor zwei Wochen), dann fällt es mir sehr sehr schwer, es bei dem schlechten Gefühl zu belassen und einfach satt und zufrieden zu sein. Dann werde ich unruhig, mag nicht warten und dann habe ich auch schon verloren...

Trotzdem gab es sehr wenige Bulimie Anfälle. Zwei vor zwei Wochen, davor zwei vor einem Monat. Immer zwei. Der erste ist noch harmlos, weil ich da noch kämpfe. Der zweite ist dann schlimmer und dann hab ich keinen Bock mehr und fange an zu kämpfen.

Es ist erstaunlich wieviel mehr Zeit ich nun habe. Wieviel mehr Kopf und Muße ich nun in das Leben stecken kann. Und das mit dem Essen pendelt sich immer mehr ein. In Mini Schritten zwar, aber es geht. Ich möchte mich auch bewusst mal mehr Situationen stellen, die mit der Bösen Stimme echt schwer zu vereinbaren sind. Morgen zb habe ich eine Weihnachtsfeier heißt keinerlei Kontrolle über Essen, Alkohol und Aktivitäten. Essen werde ich auf jedenfall, denn Hunger Satt Gefühl ist wieder voll da und ich mag den Hunger nicht und stille ihn gerne. Was danach passiert, ist dann der eigentliche Kampf. Aber das muss ich euch ja sicherlich nicht erzählen.

Viele der letzten Kommentare bezogen sich auf mein Essverhalten und das Gesundwerden. Ich muss ganz ehrlich sagen, ich weiß nicht, was ich da will. Ich will dünnsein und aber normal essen und das allein ist schon eine unmögliche Kombination. Denn dieser Wunsch ist leider zu tief verwurzelt und mit zu viel Angst besetzt, als dass ich jemals ungezwungen und frei essen könnte, solange dieses Denken so present ist. Irgendwie gebe ich auch wahnsinnig ungern Geld für essen aus, wodurch ich meist zuhause oder bei Freunden esse. Warum ist das so? Hat das noch wer von euch? Ich muss sagen, dass das echt nervig ist. Ich möchte nicht immer nach Hause müssen, wenn ich Hunger habe oder den Tag vorplanen und alles mitnehmen. Aber auch das hat sich so verwurzelt und bei meiner Finanzlage ist es echt echt schwer, das mal zu vergessen. Aber ich denke, wenn ich mehr draußen bin und wieder in meiner Wg lebe (bin momentan bei den Eltern), dann werde ich da mehr mit konfrontiert sein und es vielleicht auch mal hinbekommen. In Begleitung ist es einfacher, aber mir alleine beim Bäcker morgens ein Brötchen und nen Kaffee zu holen, wo ich beides doch zuhause habe, fällt mir so unglaublich schwer. Echt schade. Früher habe ich gerne Essen gekauft. Da steckte ich aber auch tief in der Magersucht. Ich bin ja immer noch essgestört. Aber ich hasse mich nicht mehr.

Letztens habe ich auch einen weiteren Schritt gewagt und spät abends gegen zehn noch Brot mit Marmelade und eine Kaki gegessen. Ihr müsst wissen, ich esse nie, wirklich NIE so spät. Angst, danach noch bulimisch einzubrechen. Der Gedanke, dass, wenn ich durchhalte, mein Körper am nächsten Tag noch dünner sein könnte. Und der Gedanke, dass ich es doch einfach morgen ohne schlechtes Gewissen essen kann.
Jedenfalls aß ich. Mein Bauch war danach voll, aber ich war satt und nach 10 Minuten war mein Bauch auch fast wieder normal und ich konnte ne Stunde später auch problemlos einschlafen. Ich schlief nicht so tief wie sonst, da meine Verdauung halt lief. Aber am nächsten Morgen hatte ich tatsächlich wieder normal Hunger und war so unsagbar stolz auf mich. Ich möchte das öfter machen, auch wenn ich wirklich immer noch Angst davor habe. Aber es wäre super, um noch ein paar Kalorien und Nährstoffe rein zu bekommen. Vielleicht auch mal ein Stück Schokolade oder Süßigkeiten? Es wäre wirklich sehr sehr schön und würde mir ein Stück Freiheit zurückgeben.

Ihr seht also, vom Gesund sein bin ich noch weit entfernt. Ich bin gerne viel unterwegs, bin auch gerne spontan und lebe mein Leben im Grunde gerne. Aber manchmal wird die Essstörung so groß und besonders, wenn es mal aus dem Ruder lief und ich mich schlecht deswegen fühle, merke ich, wie sehr sie doch noch mein Leben kontrolliert.

Nochmal ein paar Bilder der letzten Tage. Macht es gut.

trockenfrüchte, Banane für einen kleinen energiekick und meine liebelingssüßigkeit

reis, bohnen, gemüse und currysoße

gleiche combo wie oben plus humus, süßsauer soße und etwas spinat

baden habe ich früher gehasst, da der Körper dabei so schwabbelig und warm wird. heute liebe ich es und kann dabei super entspannen

2 Kommentare:

  1. sprachlich sehr ansprechende formulierungen im bezug zur realistischen selbstkritik ("sehr schwarz weiß"). lesenswert.
    leider (oder zum glück) sind auch zahlen gewohnheitssache und so kann aus krankhaften zwängen durchaus normalität erwachsen - zumindest wenn man keiner freien genusswelt bedeutung beimisst. (also ja, es hat nachteile, keine frage, aber auch vorteile, wie z.b. dass eine tafel schokolade gar kein problem ist)
    avril lavigne sing gerade so much for my happy ending, in dem sinne.. ;)

    AntwortenLöschen
  2. Hey,

    danke für deine Worte. Wünsche dir viel Wärme in dieser Zeit!

    AntwortenLöschen