Mittwoch, 19. März 2014

Tag 168

Noch 12 Tage, zwölf. Ich kann es irgendwie kaum fassen. Einerseits diese unglaubliche Vorfreude, diese Erleichterung und die Hoffnung, dass dann alles einfacher wird. Wieder ein richtiges Zuhause haben und niemanden nerven und unabhängig leben können. Mein eigenes Essen kaufen und lagern können, in Ruhe kochen und essen können von meinem eigenen Geschirr. Meine Zimmertür schließen, wann immer ich will. Komplette Ruhe, wann immer ich will.
Andererseits habe ich Angst. Als ich letztes Jahr aufbrach, war ich nicht glücklich. Die Bulimie war riesengroß und ich hatte Probleme, glücklich und zufrieden zu sein. Glücklich und zufrieden bin ich auch hier nicht. Aber ich fürchte, dass ich wieder Essattacken bekomme, sobald ich daheim bin. Eben, weil ich es kann und es so einfach ist und dabei dann noch so gut tut.
Ich muss stark bleiben und mich an alles erinnern. An dieses schlechte Gewissen und dieses ständige Unwohlsein. Das Unwohlsein im Bauch, Wassereinlagerungen.
Ich mein, jetzt so fühle ich mich auch nicht gut. Meine Verdauung spinnt! Und sobald ich etwas mehr esse, fühle ich mich sofort unglaublich scheusslich. Wassereinlagerungen und ein aufgeblähter Bauch... dafür aber, wenn es gut bzw normal läuft, fühle ich mich absolut großartig. Keine geschwollenen Backen oder andere Bulimie bedingten Überbleibsel. Ich glaube, mein Gesicht war selten so schön, wie es jetzt ist. Wenn ich dann noch etwas mehr Normalität in meine Ernährung bekäme und aufhören würde zu schlingen... aber ganz ehrlich, ich denke, dass das zuhause besser wird. Denn da kann ich in Ruhe essen. Kann essen, was ich einkaufe und muss keine Angst haben, irgendetwas falsches zu tun in einem fremden Haushalt. Ich werde wieder in meinem Haushalt sein. Kann in aller Ruhe mein Frühstück genießen morgens ohne Angst zu haben, dass ein unbekannter durch die Tür kommt. Ich kann meine Wochenenden ausleben. Morgens Frühstück und dann tagsüber bloß Kaffee, Cola, Wasser und abends Alkohol. Irgendwie ist das mein Ding, damit fühle ich mich wohl. Es hier auszuleben, das geht irgendwie nicht. Immerzu muss ich mich rechtfertigen oder habe schlichtweg nicht die richtigen Lebensmittel dafür. Oder ich versuche zu sparen und esse anstatt bloß Obst morgens ganz viele Haferflocken. Ist ja billiger, da es mehr satt macht und weniger kostet. Versteht meine Logik nicht, sie ist nicht vorhanden...

Jedenfalls freue ich mich auf meine Kontrolle und meine Macht. Die Macht, zu entscheiden.

Gestern gabs Obst am Strand, was allerdings die reinste Tortur war. Fliegen, Sand und Wind haben das zu einem wohl einmaligen Erlebnis gemacht.






Abends dann gewohnt hektisch alles mögliche herunter geschlungen. Ganz viele Nüsse und rohes Müsli, dann eine kleine Schale Müsli mit Sojamilch, sowie ein Sandwich mit Humus, Avocado, Gurke und Sweet Chilli Sauce. Hab auch etwas Veggiemite draufgeschmiert.




Ich glaub, das wars? Weiß grad nicht mehr.. aber genau das meine ich. Es war so durcheinander, ich habe im gehen und stehen gegegessen und es nicht genossen und war letztendlich froh, als es vorbei war. Ich sehne mich so sehr danach, mich an MEINEN Tisch zu setzten mit MEINEM Geschirr und MEINEM Essen und meine RUHE zu haben dabei. Oder vielleicht Freunde oder so dabei habe. Aber nicht so. Ironischerweise liegt es ja letztendlich doch an mir, aber da bin ich dann zu geizig, jedesmal in ein Cafe oder ähnlichem zu gehen. Wie dem auch sei, bald ists vorbei...

Heute morgen habe ich mich wieder richtig unwohl gefühlt. Aufgedunsen, fett. Lag lange im Bett und hab gelesen, dann geduscht und ein Müsli zubereitet. Aber auch hier wieder ganz viele Nüsse im Gehen und Stehen gegessen. Gott, was eine furchtbare Angewohnheit. Besonders mit Nüssen!!



Den restlichen tag wird es nichts mehr geben, ich gebe mir alle Mühe. Stattdessen dann heute Abend Alkohol, den ich genießen möchte.

Jetzt gleich gehts erstmal zum Strand, wo ich vermutlich Freunde treffe. Später heim, duschen, sagen, ich würde essen und abends dann Freunde treffen und zusammen ausgehen. Cider!

Wenn ich das so durchziehe, werde ich mich morgen wohl wieder um einiges besser fühlen.
Morgen heißts dann aufstehen, vielleicht duschen, möglichst nichts essen (obwohl ich das gewiss nicht schaffe, so, wie ich mich kenne...) und rüber zum Hostel laufen. Das alles vor Zwölf! Dann zur Arbeit, irgendwann davor essen. Oder einfach auf Arbeit schnell was zwischen die Kiemen..? Allerdings kann das gefährlich werden, weil ich dann zum Überessen neige. Wenn ich es schon so kaum kontrollieren kann, würde ich mich bei dem reichhaltigen essensangebot wohl kaum beherrschen können....

2 Kommentare:

  1. Hey :) Ich wäre jetzt auch gern da am Strand. Der Regen hier macht mich depressiv und ich kanns kaum erwarten, bis der Sommer kommt.
    Warum machst du dir so Sorgen? Du bist doch superschlank... Bin neidisch. Geniese die Zeit und gönn dir was! :)

    Liebe Grüße ♥

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  2. Deine Fotos sind wirklich schön :)

    Klar, irgendwie sucht man nach Aufmerksamkeit, aber eher im Sinne von: 'Bitte helft mir, ich kann nicht mehr, seht ihr das nicht'' anstatt im Sinne von : 'Hey, schaut mal wie geile Schnitte ich hier habe''
    Aufmerksamkeit im Sinne von einem Hilfeschrei, von einem Menschen, der nicht mehr kann und sowas als letzte Hoffnung sieht, das jeder bemerkt wie weit er am Abgrund steht.
    Ich denke das ist eher die Aufmerksamkeit als die von den Hipster Kindern.

    Er wusste das es mein erstes Mal war und kurz bevor es dazu kam sagte ich: aber bitte verarsch mich nicht.
    Er meinte er würde mich nicht verarschen usw.
    Aber hey-ich denke das hat er vor gehabt, alles bekommen und fallen lassen.

    Ich möchte mein Essen auch so gerne genießen können.
    Ich schlucke und esse es, aber ich speise nicht, genieße nicht. Ich fertige es einfach ab. Das ist das was mir zu schaffen macht. Ich schmecke es manchmal einfach gar nicht.
    Ich vernichte es.
    Und das finde ich so schade.
    Seit der Bulimie ist das ein riesen Problem von mir.
    Wie bekommt man das nur hin?..

    Irgendwie sagen meine Freunde nichts von meiner Selbstverletzung, nur wenn ich es anspreche und direkt darüber reden will, aber ich will mich auch nicht aufdrängen. Gerade als die Schnitte kamen die klafften und genäht hätte werden müssen.. auch dazu sagen sie nichts. Sie starren nur darauf.
    Und innerlich denke ich mir: Los, sag was, los, bitte!

    Aber nichts da.

    Was machst du am Wochenende ?

    Liebste Grüße,
    Jacki

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